Die Leidenschaft des Sammelns ist tief in unserem menschlichen Dasein verankert. Bei den Jägern und Sammlern der Steinzeit ging es um die pure Lebenserhaltung, mit Beginn der Antike ums Ansehen. Heute sammelt ein jeder irgendwas von Comics, Kuriositäten bis hin zu Art Déco Einrichtungsgegenständen. Erklären lässt sich jenes Phänomen durch das daraus entstehende Gefühl von Sicherheit, Nostalgie und die Freude an schönen Objekten.
Das Sammeln hat auch einen sozialen Aspekt. Man trifft auf Gleichgesinnte und kann sich über neue Errungenschaften austauschen. Bewertet man die Sammelleidenschaft aus psychologischer Sicht, so stößt man kaum auf negative Resonanz. Es ist gesellschaftlich anerkannt seine Leidenschaft fürs Sammeln auszuleben.
Betritt man das, in Saarlouis gelegene, La Maison Hotel, so bekommt der Begriff Sammelleidenschaft eine ganz neue Bedeutung. Früher war hier das Saarlouiser Oberverwaltungsgericht ansäßig. Seit 2015 beherbergt das Haus eine Schatzkammer an Unikaten, Besonderheiten und Fundstücken. Sechzigerjahre Sitzelemente, französische Sidetables und Wandleuchten aus einem ehemaligen schwedischen Kino treffen hier auf modernes Design.
Innenarchitektin Birgit Nicolay und Interior-Designerin Conni Kotte sind für die Gestaltung mitverantwortlich. Die beiden Einrichtungsexpertinnen haben ein Händchen dafür, die Geschichte eines Hauses – im Falle des La Maison sogar einer ganzen Stadt – mithilfe von Intuition und besonderen Einrichtungsgegenständen zu transportieren.
Saarlouis stand lange Zeit unter französischer Herrschaft, was sich am frankophilen Ambiente der Umgebung bemerkbar macht. Kleine Gassen, Restaurants, in denen man Escargots de Bourgogne bestellen kann, gepaart mit saarländischer Leichtigkeit. Was einen dann doch überrascht, ist der zusammengewürfelte Mix verschiedener Baustile. Man muss schon zweimal hinschauen, um die Schönheit einer herrschaftlichen Villa neben dem Plattenbau zu erkennen.Béton brut trifft auf Gründerzeit.
Mit der Eröffnung des La Maison wollte Günter Wagner der Umgebung ein Stückchen zurückgeben. Obwohl Hotelberater ihm nahe legten, ein solches Haus besser an Orten wie München oder Hamburg zu eröffnen, entschied sich der Saarländer bewusst für seine Heimat. Wagner stammt aus dem Tiefkühlpizza-Imperium, das sein Vater Ernst Wagner Ende der Siebziger aufbaute. Nach dem Verkauf des Unternehmens erfüllte sich der gelernte Hotelier und Koch schließlich den Traum vom eigenen Hotel.
Tiefkühlpizzen gibt es im Pastis jedoch nicht. Das Bistro des Hotels liefert eine große Auswahl an französischen Gerichten wie Fischsuppe nach Bouillabaisse Art, Boeuf Bourguignon und Crème brûlée. Zum Pastis gehört auch ein kleiner Feinkost-Laden mit regionalen Spezialitäten. DasLouis Restaurant, das sich im ehemaligen Gerichtssaal des Hauses befindet, hat sich zu einer wichtigen Adresse für Gourmet-Liebhaber etabliert. Erst kürzlich bekam das Restaurant unter Leitung von Chefkoch Martin Stopp einen Michelin-Stern.
Auf dem Erfolg ausruhen ist dennoch nicht angesagt. Aktuell sind die Bauarbeiten für ein Nachbargebäude in vollem Gange, um noch mehr Hotelgäste aufnehmen zu können. Mit dem La Maison hat Wagner ein Hotel geschaffen, in dem man sich gerne aufhält. Das findet auch die New York Times, die das Haus in die Liste der „8 European Hotels that feel like home: only better“ aufnahmen.
Ein Rundgang durch das La Maison fühlt sich an wie ein Spaziergang durch Wagners private Kunstsammlung. In der Lobby des Hotels stehen Poufs mit Bommel aus den Dreißigerjahren, daneben ein Coffeetable der spanischen Designerin Patricia Urquiola. An den Wänden hängt Kunst verschiedener Epochen. Ein Paradies für leidenschaftliche Sammler.
Dieser Artikel ist erstmals auf Blog Bohème erschienen. Egal, zu welcher Jahreszeit: Das La Maison Hotel in Saarlouis ist immer eine gute Idee.